Wenn Geschichte menschelt…
 
Im „Zeitzeuginnen-Café“ der 5BK der Handelsakademie Tulln wurde Zeitgeschichte lebendig, greifbar – und persönlich.
 
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sind wichtige und wertvolle Auskunftsquellen für die Erforschung der jüngeren und jüngsten Vergangenheit. Im Rahmen des Unterrichts im Fach Internationale Wirtschafts- und Kulturräume (IWK) luden daher die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5BK am Nachmittag des 18. Februar 2025 in die Schule zu einem „Zeitzeuginnen-Café“. Neun Damen standen dabei – freundlich, offen und hochmotiviert – Rede und Antwort und sorgten für einen Geschichtsunterricht der ganz besonderen Art.  
 
Angelika Berger, Rosemarie Eggenhofer, Johanna Hausleitner, Christine Palk, Traudi Prager, Maria Quirchmayr, Melitta Reininger, Luise Schwarz und Helene Winterer, die „Tuesday Talkers“, treffen sich seit mehr als zwei Jahrzehnten allwöchentlich zu einem Englisch-Kurs mit Margaret Teichmann. Frau Teichmann ist an der HAK/HAS Tulln im Unterricht der Europa-HAK-Klassen in verschiedenen Gegenständen als Native-Speakerin im Einsatz. Sie stellte den Kontakt zu den „Eyewitnesses“ her und initiierte und organisierte gemeinsam mit IWK-Fachprofessor Christoph Helfer das Projekt, das Teil des Beitrags der Schule für den Wettbewerb „zusammenWACHSEN – Erinnern für die Zukunft“ der Bildungsdirektion Niederösterreich ist.
 
Im Vorfeld wählten die Schülerinnen und Schüler in Gruppen die für sie interessanten Themen aus und recherchierten den historischen Hintergrund, sie sammelten Fragen für die Interviews und bereiteten die Dokumentation der Gespräche mittels Audio und Video vor. Da es sich bei Kaffee und Kuchen besser plaudert, wurde auch dafür gesorgt.  
 
In mehreren Gesprächsrunden, die dank guter Sprachkenntnisse auf beiden Seiten teilweise auf Englisch geführt wurden, kam ein breites und buntes Themenspektrum zur Sprache: Welche Erinnerungen gibt es an die eigene Schulzeit? Wie wurden Kriegsende und Besatzungszeit erlebt? Welche Musik hat man gehört, was angezogen, womit die Freizeit verbracht? Welche heute selbstverständlichen technischen Neuerungen zogen nach und nach in den Alltag ein und erleichterten das Leben? Fotos, Dokumente und Objekte – etwa ein manueller Taschenrechner, der mit einem heutigen Computer auf den ersten Blick so gar nichts gemeinsam hat -, die die Zeitzeuginnen mitgebracht hatten, sorgten für zusätzlichen Gesprächsstoff und das eine oder andere Aha-Erlebnis bei Schülerinnen und Schülern.
 
Die persönliche, analoge Begegnung mit Menschen, die Geschichte erlebt haben, der Erfahrungs- und Meinungsaustausch unter Angehörigen verschiedener Generationen und das Eintauchen in eine zum Teil schon recht ferne Vergangenheit, die für die Gesprächspartnerinnen einmal Gegenwart und persönliches Schicksal war, machte den Nachmittag für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Zeitzeuginnen zu einem ganz besonderen. Am Ende der zwei Stunden, die wie im Flug vergingen, waren sich alle einig, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen sein soll.