1963 reiste Alessandra Comini, damals Studentin, heute emeritierte Universitätsprofessorin für Kunstgeschichte und erfolgreiche Krimiautorin, aus Texas nach Österreich, um sich auf die Spuren des Tullner Malers Egon Schiele zu begeben. Dabei führte sie auch zahlreiche Interviews mit Menschen, die den weltberühmten Expressionisten noch persönlich gekannt hatten, wie seine Schwestern Melanie und Gertrude, seine Schwägerin und seinen Neffen.
Die 2BK der Handelsakademie hatte mit ihrem Deutschlehrer Mag. Christoph Helfer am Vormittag des 3. Juni 2022 die einmalige Gelegenheit, die Schiele-Expertin und -Zeitzeugin im Egon-Schiele-Museum in Tulln persönlich zu treffen. Nach einer Führung durch die Ausstellung, in der die auf Tonband festgehaltenen O-Töne ihrer damaligen Reise eine zentrale Rolle spielen, erzählte Professor Comini in äußerst unterhaltsamer Form über ihre Erlebnisse. So gestand sie den spontanen Diebstahl einer Glocke aus der von ihr entdeckten Gefängniszelle Schieles in Neulengbach (die Jahrzehnte später reumütig zurückgegeben wurde), imitierte die nette („Melaniiiiiii“) und die weniger nette („Gerrrrrrrti“) Künstler-Schwester und berichtete von dem Schock, als Schieles Schwägerin Adele Harms eine Aktzeichnung, die Egon von ihr angefertigt hatte, mit dem lapidaren Satz „Das soll nun nie wieder irgendjemand sehen“ vor ihren Augen in Fetzen riss.
Die Schülerinnen und Schüler waren gefesselt von den Schilderungen einer faszinierenden Frau, die, nebenbei bemerkt, als Pensionistin unter anderem den Südpol bereiste und der lebendige Beweis dafür ist, dass Freude am Leben, Neugierde und Humor offenbar jung halten. Wahrscheinlich wurde selten bei der Beschäftigung mit moderner Kunst so viel und herzlich gelacht.