Der ehemalige EU-Kommissar sprach vor Schülerinnen und Schülern über die Europäische Union, Europa und Österreich
 
Knapp sechs Wochen vor den Wahlen zum Europäischen Parlament besuchte auf Einladung von Dir. Mag. Peter Eisenschenk einer der profiliertesten Europapolitiker und -kenner des Landes, EU-Kommissar a. D. Dr. Franz Fischler, die HAK/HAS Tulln. Im neuen Forum der Schule sprach er vor den 2., 3. und 4. Klassen der Handelsakademie und Handelsschule zum Thema „Die Europawahlen bieten die Chance jene politischen Kräfte zu stärken, die bereit sind, die Welt enkeltauglich zu machen".
 
Dr. Fischler erklärte anschaulich die Bedeutung des Europäischen Parlaments und den zeit- und arbeitsaufwändigen Weg, den eine EU-Verordnung oder -Richtlinie bis zu ihrem Inkrafttreten hinter sich zu bringen hat. Von einem zentralistischen „Die EU bestimmt und wir haben nichts zu sagen“ könne dabei nicht die Rede sein.
 
Als wesentliche Herausforderungen, denen sich die Europäische Union in den nächsten Jahren zu stellen hat, nannte er den Klimawandel, das Gleichgewicht zwischen Menschen im Arbeitsprozess und jenen außerhalb, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sowie Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftswachstum unter veränderten globalen Bedingungen. Es sei außerdem notwendig, in Wissenschaft und neue Technologien zu investieren, den Handel zu fördern und für faire Bedingungen zu sorgen, einen gangbaren Weg im Umgang mit Immigration zu finden („Es ist eine Illusion, Zäune zu bauen und zu glauben, damit sei alles geregelt.“) und die Aus- und Weiterbildung als Grundlage für vieles Weitere zu begreifen. Auch brauche es neue und flexiblere Entscheidungsmechanismen, um anstehende Probleme nicht länger nur vor sich herzuschieben, damit das „größte demokratische Konglomerat der Welt mit dem ausgereiftesten Menschenrechts- und Grundwertekatalog“ zukunftsfit bleibt.
 
Nach den Ausführungen Dr. Fischlers nutzten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Fragen zu stellen, die unter anderem die zukünftige Sicherheit und Verteidigung Europas, einen möglichen Rechtsruck und seine Folgen, die Beitrittskriterien für künftige Mitglieder oder die Landwirtschaftspolitik der Union betrafen.
 
Die Auseinandersetzung mit Europa, seiner Geschichte und seinen Werten nimmt im Lehrplan verschiedener Unterrichtsgegenstände an der Handelsakademie und Handelsschule, die auch den speziellen Ausbildungszweig „Europa-HAK“ anbietet, einen wichtigen Platz ein. Die persönliche Begegnung mit dem renommierten und überzeugten Europäer Franz Fischler bot eine gute Gelegenheit, (wieder) einmal über die Rolle und den zukünftigen Weg der EU und damit die Wichtigkeit der Parlamentswahlen am 9. Juni nachzudenken.